Post vom Universum
Die zwei Wanderer lagen unter grossen Lavasteinen, die eine Höhle gebildet hatten. Eigentlich brauchten die beiden keinen Schlaf. Sie konnten für Jahre durch die Welten laufen, ohne eine Ruhepause zu benötigen. Sie ruhten nur, wenn die große unteilbare Einheit des Universums mit ihnen in Verbindung trat, um komplexere Informationen zu vermitteln. Die Verarbeitung mancher Informationen bedarf Zeit und auch bei den Wanderern musste endgültiges Verstehen gelegentlich wachsen und heranreifen wie ein Samenkorn.
Der kleine Wanderer zuckte leicht und murmelte Unverständliches.
Er fand sich plötzlich in einer Wüste wieder.
Von der sehr großen Düne auf der er stand, konnte er weit über die vor ihm liegende Landschaft blicken. Es war Nacht und nur das Licht dreier voller Monde tauchte die Wüste in ein unwirkliches Licht. Tausende von großen und kleinen Dünen warfen sanfte Schatten in die Landschaft. Als hätte man ein schimmerndes Tuch zusammengerafft, breiteten sich die weichen Rundungen und Wellen der Wüste vor den Füssen des kleinen Wanderers aus.
Dieser blickte in den Himmel und betrachtet Sterne unbekannter Konstellationen und die 3 nebeneinander stehenden Vollmonde.
“Was willst du mir zeigen?”, fragte der kleine Wanderer in die scheinbar leere Wüste.Eine Zeit lang wartete er auf ein Zeichen. Langsam drehte er sich um die eigene Achse und sah sich um.
Nichts rührte sich.
Nicht einmal die merkwürdig schwer erscheinenden Sandkörner bewegten sich.
Kein Windhauch, keine Bewegung, kein Laut.
Der kleine Wanderer wartete weiter.
Plötzlich ertönte ein Laut, ein tiefes Brummen und Rumpeln, beinahe wie das Erwachen eines riesigen, hungrigen Urtieres.
Noch während der kleine Wanderer versuchte den Ursprung des Geräusches, das die ganze Wüste erfüllte, auszumachen, begannen die Dünen um ihn herum zu beben.
Er blickte auf seine Füsse und bemerkte, daß sein Standort in die Höhe zu schiessen schien. In enormen Bächen rieselte der Sand unter seinen Schuhen fort, bis er mit einem Mal fühlte, das er auf festem Untergrund stand. Wieder blickte er nach unten und sah, daß er sich mit einem Mal auf der Spitze eines freiwerdenden, riesigen Steinbaus befand, der ohne Unterlass aus dem Boden zu wachsen schien.
Der kleine Wanderer hatte keine Angst.
Er schob lediglich seine verrutschte Brille zurecht und beobachtete.
Die Steinpyramide schoß weiter in die Höhe und auch das eigentümliche, tiefe Brummen hielt an, bis das enorme Gebäude sich komplett aus seinem Sandgefängnis befreit hatte.
“Es ist dort drin, nicht wahr?”, dachte der kleine Wanderer fragend mit Blick auf die enormen Steinquader der Pyramide. Er entdeckte eine kleine Treppe, die seitlich nach unten führte. Während er hinunterstieg blickte er nach unten und schätzte sich in einer Höhe von etwa 150m. Kaum, daß er 10 Stufen genommen hatte, stieß er auf einen Gang, der ins Innere des Baus führte.
Der kleine Wanderer trat ein. Ein schmaler, mit komplizierten Decken-und Wandmalereien, verzierter Weg leitete ihn ins Innere.
Unbeirrt schritt er weiter.
Nach einer Weile fiel der Gang stark ab und führte ihn nach unten. Der kleine Wanderer folgte einer leichten Biegung bis zum sanft erleuchteten Ende des Ganges, das in einen hellen Raum mündete.
Langsam trat er in das hell erleuchtete Innere.
Vor ihm lagen in hunderttausenden verzierten Nischen, unzählige weisse Gebilde in den verschiedensten Formen.
Schnörkel, Windungen, kantige, abgebrochene, blütenförmige und viele undefinierbare Formen lagen vor ihm. Durchlöcherte und filigrane Gebilde, klobige und feinere, reihten sich in dem endlos hohen und weiten Raum aneinander. Staunend und stumm schritt der kleine Wanderer neben den Gebilden her und betrachtete sie ehrfürchtig.
Viele waren klein, andere wiederum sehr groß und wiederum wenige waren nicht nur sehr hoch, sondern auch sehr breit. Jedes schien eine eigens gefertigte Nische zu besitzen.
“Jeder der weißen Steine steht also für das Leben eines Wesens. Und er verändert sich so, wie dieses Leben gestaltet wird. Die großen Steine sind Mensche, die durch ihr Leben das Leben Vieler beeinflußt und geprägt haben. Die etwas kleineren sind die ruhigeren Leben, oder die noch jungen Leben,..die, die noch wachsen können, die die noch werden können”, der kleine Wanderer lächelte und es schien ihm als lächle das Universum zurück. Wieder wurde ihm ein Geheimnis enthüllt.
“Das ist wunderschön”, er legte die Hände auf seinen Rücken und spazierte weiter den endlosen, leuchtenden Gang entlang, um dem “Werden” einiger Leben zuzuschauen. Wohlig, warm und geborgen fühlte er sich und er war über die Maßen voll des Glücks.
“Soooviele Möglichkeiten für alle Wesen und somit unendlich viele Möglichkeiten für neue Geschichten und Legenden”, dachte er.
Und das Universum antwortete ihm:“Und du lebst ewig. Und das ist gar nicht lang.”
Der kleine Wanderer lächelte über diese Antwort und dachte:
“Und Humor hast Du auch noch….”
Und dann schlug er die Augen auf…….
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