„Er hat tatsächlich gesagt, er sei nun mal ein harter Mann, und Gefühle zu zeigen, sei schwächlich und weibisch“, schnieft die Klientin.
Ich seufze und frage:“Wut, Neid, Ärger, und Aggressivität sind aber erlaubt, oder?“
„Nicht wirklich; lediglich unter dem Deckmäntelchen von Herablassung oder Ignoranz gegenüber meiner Person, quasi als Bestrafung“, murmelt sie resigniert.
„Die harten Menschen brechen schneller als die starken Menschen, denke ich.“
„Du meinst also, das Härte nicht gleich Stärke ist? Darüber habe ich noch nie nachgedacht“, sagt sie.
„Naja, ich sehe das zumindest so. Jemand, der sich stolz dadurch definiert, daß er hart zu sich selbst und zu anderen Menschen ist, befindet sich im Grunde genommen im Dauerfluchtmodus. Dieser Mensch ist nicht stark.
Wäre er stark, so müßte er sich nicht andauernd hart abgrenzen oder fliehen. Ich persönlich finde die Menschen stark, die in der Lage sind, ihr emotionale Befindlichkeit in Worte zu fassen. Weil das heißt, daß sie sich irgendwann einmal mit sich selbst, zumindest teilweise, auseinandergesetzt haben. Außerdem heißt das auch, daß sie es wagen, sich verletzlich zu zeigen. Einen Menschen, egal ob Mann oder Frau, der die Fairness und die Offenheit besitzt, seine Gefühle mitzuteilen, der ist für mich stark.
Ein durch und durch harter Mensch ist kein starker Mensch. Ein harter Mensch ist ein harter Mensch, weil er zu schwach und ängstlich ist, sich verletzlich zu zeigen.
Das nächste Mal, wenn er wieder versucht, Dich klein zu machen, dann versuch einfach daran zu denken.
Vielleicht hilft es ja.“
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