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….von Vögeln, Küssen und Kreisch-Bandsalat

19. November 2016 by Yvonne Leave a Comment

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Nach wundervollen, erlebnisreichen 5 Tagen Aufenthalt in Barcelona, begab ich mich auf den Heimflug.
Was mich angeht, so gibt es ein universelles Grundgesetz auf Flügen:
Das einzige schreiende Baby/Kleinkind etc. sitzt immer in meiner unmittelbaren Nähe, so daß selbst Ohrenstöpsel nur geringfügig helfen…..
Ich habe absolut nichts gegen Babies, es reizt mich allerdings bis aufs Blut, wenn die politisch korrekten Eltern sie stundenlang ohne Unterlass, mit wissend pädagogischem Gesichtsausdruck und aufgesetzter Gelassenheit, brüllen lassen.

Scheiß auf political correctness und angebliche Weichmacher: an einem verdammten Schnuller saugt es sich besser und nachhaltiger als an einem verdammten Zeigefinger, liebe Ökoeltern!
Diese Feststellung beruht auf persönlichen Erfahrungen!
(Man hört, ich trumpe jetzt!)

Daß es jedoch jemals noch schlimmer kommen könnte als nuranökologischabbaubarendingensaugendürfendetragetuchbrüllbabies- (jaja–jeder, wie er es mag…)- das konnte ich mir bis dato nicht vorstellen.
Doch es kam schlimmer.
Zwei spanische Pärchen (Ohne Tragetücher und Babies! Jubilier, Jackpot!!!) nähern sich der Sitzreihe 17.
Das eine Pärchen belegt Fensterplatz und Mittelplatz neben mir, das andere Paar Fenster-und Sitzplatz in Reihe 18 hinter uns.
Das Pärchen in Reihe 17 küßt sich.
Genaugenommen küßt es sich andauernd: während des Gang durchschreitens, während des Hinsetzens, während der Gepäckverstauung im Gepäckfach über uns, während des Sitzens……
„Ändert sich schneller als ihr denkt, also genießt es, solange es dauert“, denke ich angegrantelt und fühle mich sofort wie eine gefrustete Spaßbremse. Ich wische den Gedanken beiseite.
„Nach möd kommt blöd, auch im Alter“, resümiere ich gähnend.
Sehr müde und leicht angeschickert vom kleinen Flughafen-Sektabsacker mit meiner Tante, ziehe ich mein neu erworbenes Buch, Francoise Gilot’s „Mein Leben mit Picasso“, hervor.
Ich hatte es mir für den Flug aufbewahrt und freue mich schon sehr endlich mit dem Lesen zu beginnen; – hm, aber vorher vielleicht noch ein kurzes Nickerchen. Außerdem freue ich mich darauf, von den herrlichen, sanften, kugelig melodischen Klängen der spanischen Sprache neben mir, eingelullt zu werden.
Zufrieden und voll froher Erwartung schließe ich die Augen, – um sie gleich darauf geschockt wieder aufzureißen:
Die Fensterplatz-Dame 17A aus meiner Reihe hat mit dem Knutschen aufgehört und begonnen, auf ihren Freund und das dahinter sitzende Pärchen, in affenartiger Geschwindigkeit und extremer Lautstärke, einzureden.
Ihre Stimme gleicht einem aufgeregten, schrillen Kassettenbandsalat.
Gisela Schlüter, die Schnellsprecherin aus den 70er Jahren, sprach im Vergleich dazu therapeutisch sanft und langsam.
„Fangt sofort wieder an zu knutschen! BITTE!!“, schiesst es mir durch den Kopf.
Kerzengerade und unter Schock sitze ich auf meinem Platz und lausche den Worten, die ich dem quäkigschrillen Bandsalat entnehmen kann:“Gut. Sie ist also aufgeregt und empfindet den Trip nach Deutschland als großes Abenteuer…sehr süß..das kenne ich ja von mir….also, relax Yvonne, die beruhigt sich auch gleich wieder.“
–
Das tat sie nicht. 1Std. und 50 min lang tat sie das nicht………
Aber, das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen….
–
30 Minuten später überkommt mich diesbezüglich eine leise Ahnung, und ich überlege, ob ich ihr eine Beruhigungstablette anbieten soll, da sogar meine Ohrenstöpsel, die ich mittlerweile aus meiner riesigen Handtasche gekramt habe, nicht einmal annähernd zur Verbesserung der Situation beitragen können.
Als ich nach 10 Seiten Picasso-Buch feststelle, daß ich, wegen des Dauerfeuergeschratels neben mir, einen Absatz 3x lesen muß, versuche ich es mit Wegdösen.
Ich schaffe es tatsächlich und einige selige Minuten schwebe ich im Land zwischen Schlafen und Wachen, bis Juan neben mir, auf meinen Arm tippt. Leicht verschlafen blicke ich ihn an, er schaut jedoch nach unten auf sein Handy und spielt Diamond Dash oder so.
Danke, Juan!
Ich versuche wieder ein Nickerchen, döse kurz weg, und werde noch einmal von Juan angestoßen, der seiner Holden erklären muß, daß er gerade dabei ist einen Rekord zu brechen und ihren letzten Worten überhaupt nicht zugehört hat.
Warum ich weiß, daß der Name meines Sitznachbarn Juan war?
Der kreischige Bandsalat auf Sitz Nummer 17 A hatte sich diesen Schriftzug auf’s Handgelenk tätowieren lassen.
(Mein erster Gedanke bei diesem Anblick war :“Was machst Du, wenn dein Nächster Eusebio heißt? Kaufst Du dir dann einen Goldfisch, den Du Juan nennst?“)
Mein dritter Anlauf zu einem kurzen Nickerchen wird dadurch unterbrochen, daß das Stimmdauerfeuer noch lauter wird und mittlerweile verschlungenem Möwengekreische ähnelt, und Juan sich gleichzeitig leise darüber freut, daß er seinen Rekord gebrochen hat und dabei prompt wieder meinen Arm auf der gemeinsamen Sitzlehne anrempelt.
Der Mann auf 17D am Gang neben mir schaut mit gerötetem Gesicht Richtung 17A Möwengekreisch, unsere Blicke begegnen sich und wir beide rollen resigniert mit den Augen.
Reihe 17 ist die Lauteste im gesamten Flugzeug.
Als das Bordpersonal mit Getränken vorbeikommt, bestellt der Mann auf 17D auf englisch den Rotwein aus Südafrika.
Kurz denke ich über einen Piccolo nach, bestelle dann jedoch Kaffee und Mineralwasser und proste 17D zu.
17 D nickt und verleibt sich mit einem Schluck die halbe kleine Flasche ein.
Ich entscheide mich gegen ein weiteres Nickerchen und für das Buch.
Das laute Bandsalatgeschnatter pausiert immer nur für kurze herrliche Sekunden, und es erreicht seinen Zenit während des 15minütigen Landeanflugs, als die Wolkendecke über Deutschland aufreisst.
„WIE SCHÖN! WAS FÜR SCHÖNE KLEINE CASITAS!! ICH LIEBE DIESE KLEINEN CASITAS!! GUCKT DOCH MAL!!! MIRALO!!! WAS FÜR SCHÖNE KLEINE CASITAS!!!! usw.usw.!!!!!!!!!!“
Ich überlege, meine Stirn gegen die Rückenlehne meines Vordermannes zu schlagen; als Ersatzhandlung.
Werde Juan sonst dazu zwingen, seiner geliebten Begleitung die Zunge solange in den Hals zu stecken, bis wir gelandet sind oder bis sie erstickt ist!!
Ich will meine nuranökologischabbaubarendingensaugendürfendetragetuchbrüllbabies zurück!!! SOFORT!!!
Ich schaue rüber zur englischen 17D, dessen Gesicht aufgrund des Rotweines noch röter geworden ist als vorher.
Als der Flieger aufsetzt, verstummt Senorita 17A plötzlich, ergreift Juan’s Hand und himmliche Stille setzt ein.
„Los Juan, knutsch sie! JETZT! Für 5-10 Minuten!“, denke ich verzweifelt.
17D von der anderen Seite schaut mich an, bekreuzigt sich und wiederholt dies, mit Nicken in Richtung Senorita 17A, noch einmal.
Ich nicke grinsend zurück und bekreuzige mich innerlich sogar dreimal, wobei mir auffällt, daß ich mir, als Protestantin, die korrekte Bekreuzigungsreihenfolge noch nie merken konnte, naja—sollte auch so funktionieren.
Ich schaue mir die schweigende 17A an. Sie trägt ein weinrotes Hemd mit Schwalben darauf,
ich grinse und denke:“Oh Juan, gut, daß euer Hochzeitstermin noch nicht feststeht.(Ja, auch DAS habe ich verstanden.) So hast Du noch Zeit, es Dir zu überlegen. Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Auf Dauer reicht es einfach nicht, gut zu vögeln zu sein, aber wahrscheinlich denkst Du, dass der Spatz in der Hand besser ist als die Taube auf dem Dach, (obwohl der Spatz in deinem Fall wohl eher eine Möwe ist). Und spätestens seit heute wissen wir auch: Wer vögeln kann, kann noch lange nicht fliegen! Denke dran, mein lieber Juan!“, rigoros verbiete ich meinem Hirn weitere Assoziationen….
Aber als die Anschnallzeichen erlöschen, denke ich:
„Gut, daß wir endlich die Flatter machen können,
17 D und ich hätten sonst mit 17A noch ein Hühnchen zur rupfen gehabt….“

Die Welt wäre um einiges entspannter und ruhiger, wenn sich die Menschen viel öfter küssen würden!

Gefiederte Grüße,
Wönni

Filed Under: Geschichten

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