In einem meiner Lieblingsfilme “BIG FISH”, geht es um einen Mann, der ständig fantasievolle, übertriebene Geschichten über sein Leben erzählt.
Sein Sohn muss sich diese Geschichten immer und immer wieder anhören und mit den Jahren beginnt er, diese zu hassen.
Als der Mann schliesslich sterbenskrank darnieder liegt, kehrt der mit ihm
in Unfrieden lebende Sohn nachhause zurück.
Und wieder beginnt der alte Mann die alten Geschichten aus der Vergangenheit zu erzählen; dieses Mal allerdings der schwangeren Verlobten des Sohnes.
Wundervolle Geschichten, fantastisch ausgeschmückt, jedoch mit wahren Grundelementen.
Am Ende des Films, bittet der Vater (der nach einem Schlaganfall im Krankenhaus liegt), seinen Sohn, die Geschichte seines Todes zu erzählen.
Und sein Sohn erfindet ein fantastisches Ende, das mich auch nach dem 45.371 Mal immer wieder zum Weinen bringt.
Dasselbe hätte ICH gerne für meinen Papa getan, denn auch er erzählte
wundervoll ausgeschmückte Geschichten,…-und das wieder und wieder—bis dem geneigten Zuhörer quasi die Ohren bluteten.
Warum ich all das aufschreibe?
Weil die letzte Geschichte für meinen Papa mit einer beschissenen Grabrede endete…-eine Rede, die so wenig persönlich war, dass ich nach wie vor die Theorie habe, dass da Jemand mit austauschbaren Lückentexten gearbeitet hat, in denen einfach nur die Namen ausradiert und erneuert werden.
Der einzige Mensch, der diese 08/15 Rede (und den Geistlichen, der
sie hielt) gerettet hat, war ein wunderbarer Freund und Nachbar, der
seine eigenen Worte und Gedanken preisgab. (DANKE nochmal!)
Dabei gab es tatsächlich eine Vorbesprechung mit dem zuständigen Möchtegernheiligenscheinträger.
Der freundlich wirkende Talarprofi erschien mit betroffener Miene zur Trauerbesprechung und erweckte tatsächlich den Eindruck, als würde er UNS, der trauernden Familie, zuhören.
Und ALLES, was von 70 Minuten Besprechung, die gefüllt waren mit: Fotos, schlechten Liederwitzen meinerseits, Erinnerungen und Geschichten übrig blieb, war eine oberflächliche, austauschbare, seichte, HINGEROTZTE Kost mit nur geringem Bezug zur Person.
Ja. Papa stand als Tramp auf der Bühne.
Dufte, das sie wenigstens DAS nicht vergessen haben, HERR PASTOR!!
ICK FREU MIR!!!
Eine andere Anekdote gab es nicht.
(Dafür aber mal lieber wieder ein Kirchenlied singen, damit bloss nicht zuviel TIEFE entsteht…..)
PAPA war aber nicht nur DAS!
Und wir haben IHNEN soviel MEHR mitgeteilt, mein lieber Kirchenprofi!
Karl Walter hatte eine Familie, er war Chef, er hatte eine Firma, er war Opa, er war MEIN Captain Ephraim Langstrumpf, MEIN Bud Spencer, — und als sein Vater während einer OP an Herzversagen verstarb, hatte Papa nichts besseres zu tun, als den damaligen Operateur am Kragen zu packen und quasi durch den Flur des Krankenhauses zu werfen…-(nicht ruhmreich, aber eine wahre Geschichte).-
2005 kam die Insolvenz, die ihm das Herz brach. In seinen letzten Jahren war er schwer krank, schwer depressiv, hatte so gut wie kein Augenlicht mehr und konnte seinen Fuss kaum spüren.
Und ebenso, wie seine Kräfte dahinschwanden, so schwand auch sein Lebensmut dahin. Er fühlte sich nutzlos und trug eine derart tiefe Wut und Traurigkeit mit sich, dass es mir beinahe das Herz zerriss in seiner Nähe zu sein.
Jeden Tag!!
Jeden verdammten Dreckstag seit mehr als 3 Jahren!!!!
Mein starker Papa war nur noch ein Schatten seiner Selbst und er vegetierte in selbstgewählter Isolation dahin.
In den vergangenen Jahren starb ich jeden Tag ein Stück mit ihm.
Dieser Mann, der ein gutes Herz hatte, der immer laut und lustig war und uneinsichtig und brüllbärig und, und, und…dieser Mann schwand dahin und das LETZTE was er verdient hatte, war die beschissene, oberflächliche, unpersönliche Grabrede, die er bekommen hat….
WAS ICH GELERNT HABE:
Auch Kirchenprofis sind nur Menschen, die sich hinter vorsintflutlichen, schwarzen Roben mit weissem Bäffchen verstecken.
Es gibt gute Kirchenprofis und es gibt “die anderen”.
Wenn ihr einen von “den anderen” Kirchenprofis erwischt, dann schlägt er Euch verstaubte Lieder vor (die übliche Kost) und ist kaum bis gar nicht bereit, von der üblichen Prozedur abzuweichen…..
Wenn ihr, wie wir, einen “der anderen” erwischt, dann endet es damit, dass ihr verstaubte Kirchenlieder singt und eine oberflächliche Grabrede bekommt, die mit weniger Herzblut geschrieben worden ist als ein 3 Seiten Groschenroman.
Wenn der Verstorbene diese Lieder mochte, so sollte sowohl ein ordentliches „Knockin on heavens door“ als auch ein „Auf der Reeperbahn nachts um halb Eins“ ertönen dürfen–., von mir aus auch „Junge, komm bald wieder“, für die, die an Reinkarnation und Freddy Quinn glauben (eine eher unwahrscheinliche Kombination), —-
Die Kirche ist ebenso engstirnig, wie die Menschen, die sie betreiben.
Die Kirche wurde von Menschen geschaffen.
Und Menschen sind fehlbar.
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Dies sind Gedanken und Erkenntnisse, die mir seit Tagen durch den Kopf schwirren und :
ZUR HÖLLE NOCHMAL!!! DAS musste RAUS!!!
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