Rattenlegende
Der große Wanderer legte den Kopf in den Nacken und schaute nach oben. Ein dichtes, grünes Blätterdach wölbte sich über den Köpfen der zwei Wanderer.
Enorme Stämme, glatt und rauh, weiss und grau, umringten sie wie schweigende Riesen.
Ein leichter Wind schüttelte die Blätter, und das leichte Rauschen hörte sich an, als würden ferne Stimmen sprechen.
Sonnenstrahlen fielen durch die Bäume und machten glitzernde, tanzende Staubpartikel sichtbar.
Der kleine Wanderer atmete tief ein:“Diese Luft ist besonders, sie schmeckt nach Lebensfreude.“
„Und dieses Licht und das Grün in den verschiedensten Farben und Formen“, sagte der große Wanderer,“ein wundervoller Wald. Die Höhe der Bäume und der Umfang der Stämme ist bemerkenswert.“
Der kleine Wanderer schob die Brille auf seiner Nase zurecht und begann zu erzählen, was ihm offenbart worden war:„Dieser Wald ist alt; sehr alt. Einst stand eine Burg inmitten dieses Waldes. Der Burgherr war ein hartherziger Mann und er quälte die Bauern der umliegenden Gegend sehr. Die Abgaben, die von den Untertanen verlangt wurden, trieben die Gegend Stück für Stück in den Abgrund. Zu jener Zeit gab es aber auch Frauen, die man „weise Frauen“ und manchmal sogar „Hexen“ nannte.
Eines Tages traf sich der Rat dieser sogenannten weisen Frauen und man entschied, eine von ihnen
zu dem Burgherren zu schicken und eine sogenannte „Abmahnung“ zu erteilen.
Seit Urzeiten hatten sie dieses Vorrecht.
Eine Abmahnung durch den Rat der weisen Frauen besagte grob:
“Ändere etwas zum Positiven und zwar sehr schnell, oder….“
Die Botin des Rates wurde in der Burg vorgelassen und empfangen.
„Ihr WAGT es MIR zu drohen?!!!“, donnerte Adegar, der Burgherr.
Er saß auf seinem Thron, rechts und links von jeweils zweien seiner Lieblingshunden flankiert.
„Wir drohen nicht. Wir mahnen“, entgegnete die Botin sanft.
„Weibervolk!! Was bildet ihr Euch ein?!!“
„Wir drohen nicht. Wir mahnen“, entgegnete die Botin wieder sanft, „Euer Volk lebt in Armut. Dies kann nicht Euer Wille sein! Das Land schützt das Volk. Der Wald schützt das Volk. Wir schützen das Volk, und das ist ebenso Eure Aufgabe.“
„IHR wagt es MIR Vorschriften zu machen?!! ICH bin der Herrscher und ich fordere mein Lehen!!
Das ist mein gutes Recht!“
„Wir drohen nicht. Wir mahnen.“
„Du wiederholst Dich, Frau! Wer sollte mir gefährlich werden? Ich könnte dich in den Kerker werfen lassen und du könntest nichts tun! Das Land schützt niemanden und der Wald schützt ebenso niemanden!!! ICH SCHÜTZE, DENN ICH BIN DER HERRSCHER ÜBER DIESES LAND, ICH TRAGE DAS WAPPEN MEINER VÄTER!!“,
Zornesröte überzog das Gesicht des Burgherren,“Aber, wenn ich es mir recht überlege,“ sanft schnurrte seine Stimme durch den Thronsaal,“wenn ich es mir recht überlege, so entscheide ich: WERFT DIESES HEXENWEIB IN DEN KERKER!!! MÖGE SIE DORT VERSCHIMMELN, BEVOR SIE VON MEINEN RATTEN GEFRESSEN WIRD!!!“
Zwei Soldaten traten vor und nahmen die Botin, die weiterhin in sich ruhend vor dem Thron stand, in ihre Mitte.
„Was sagst Du nun, du arrogantes Weibsstück?“, fragte der Burgherr in ruhigem Ton.
„Wir drohen nicht. Wir mahnen. Das Land schützt das Volk. Der Wald schützt das Volk. WIR schützen das Volk. Wir schütze es gegen jeden Feind“, wiederholte die Botin mit gesenkter, mahnender Stimme.
„Inzestuöses Stück Dreck! Du wiederholst Dich! Bringt sie fort! Ihre Dummheit tut mir in den Ohren weh!“
Als die beiden Wächter die Frau packen wollten, erhob sich die Stimme der Botin
zu einem kraftvollen Singsang, der die Soldaten erschreckt erstarren und die Hunde winseln ließ:
„Adegar, du herzloser Mann
verflucht seist Du vor Dickicht und Tann’
das Land wird sich gegen dich erheben
wenn wir deines Herzens Umkehr nicht erleben
Adegar, besinne dich
auf deines Vaters Erbe
erinnere dich, besinne dich
und tust du’s nicht: dann STERBE!!“
Mit weit aufgerissenen Augen starrte der Burgherr die Botin an:
“Es heisst STIRB! Meiner Treu! Nicht einmal für ordentliche Flüche reichts bei Euch!“
Mit einer Handbewegung bedeutet er den Wächtern, die Botin fortzubringen.
Sie wurde in den Kerker geworfen. Das dunkle Loch wurde nur durch ein
kleines vergittertes Fenster erhellt, das in ca. 3 Metern Höhe lag. Die Frau griff in ihre
Rockschösse und zog eine Taube daraus hervor. Sie hielt sie dicht an ihren Mund und flüsterte
ihr zu, dann sandte sie sie hinaus Richtung Fenster. Der Vogel kreiste kurz über dem Kopf der Gefangenen und flog dann hinaus.
Kurze Zeit später erreichte die Taube den Rat der weisen Frauen. Sie landete auf den Schultern der Ältesten und diese erstarrte:
„Sie hat den ersten Fluch aussprechen müssen und sitzt nun im Kerker. Es ist genau geschehen, wie wir es vorhergesehen hatten.“
„Wir werden sie retten müssen“, sagte eine andere.
„Oh, das werden wir. Den zweiten Fluch kann sie allein aussprechen. Aber für den dritten Fluch, brauchen wir unser aller Kraft. Schick ihr die Taube zurück und sende ihr unsere Botschaft.“
Die Frau tat wie ihr geheißen und schon bald flog die Taube wieder fort.
Der Rat der weisen Frauen trat zusammen.
Als die Taube die Botin erreichte, lehnte diese an der Wand des rattenverseuchten Kerkers und sprach mit den großen, langschwänzigen Nagern, die sie wie ein lebender Teppich umgaben.
“Ihr seid die Wappentiere dieser Gegend. Ihr wisst, er missbraucht seine Macht. Aber euch droht keine Gefahr. Bitte bleibt bei mir und gebt mir Eure Wärme.“
Und so geschah es, dass sich die Ratten auf die Füsse der Botin legten.
Keines der Tiere biss oder rannte fort.
Die Taube kehrte zurück und überbrachte ihre Botschaft.
„Sie werden also kommen. Es ist Zeit für den zweiten Fluch,“ die junge Frau atmete tief durch und hob ihre Arme gen Himmel. Ein Windstoss fuhr durch die Zelle, Ratten und Taube wichen jedoch nicht von ihrer Seite.
„Adegar, …der zweite Fluch
erweckt den Wald,
sein Ruf dir bald Traum erschallt.
Er singt von deines Volkes Not,
und rächt es bald mit deinem Tod.
Zwei Tage und Nächte, dies ist die Zeit
deine Herrschaft zu ändern in Menschlichkeit
Solltest du dich nicht dem Guten zuwenden
wird deine Tyrannei bald enden.“
Eine Windhose bündelte sich zwischen den ausgestreckten Händen der Frau, sauste aus dem Kerker und breitete sich aus. Erschöpft sandte sie die Taube mit einer weiteren Botschaft zu ihrem Zirkel.
Die Ratten blieben und wärmten ihre Füsse.
Unruhige Träume plagten den Burgherren in der Nacht. Im Traum irrte er durch den Wald, dessen Bäume sich drohend zu ihm neigten und ihn in einen dröhnenden Gesang einhüllten:
„Erhörst du nicht des Volkes Not, so droht am zweiten Tag dein Tod.
Wir werden uns gegen dich erheben,
und die Seelen der Burg verlieren ihr Leben.
Adegar, es liegt in deiner Macht,
dein Trachten zu ändern, noch in dieser Nacht.“
Schweißgebadet und schreiend wachte der Raubritter auf.
Er schritt zum Fenster und starrte in den Wald hinaus. Keine drohenden Bäume, kein Gesang.
Zitternd beschloss er:“Träume…..Hexen…Bäume…demnächst weniger Met und dieses Hexenweib im Kerker wird morgen dafür büssen!“
Sein Entschluss beruhigte ihn und er begab sich wieder zu Bett, doch kaum, dass er eingeschlafen war, wiederholte sich der obige Traum.
Unterdessen hatte der Zirkel die Nachricht der Taube erhalten und befand sich im Aufbruch.
„Der zweite Fluch ist ausgesprochen. Wir machen uns auf den Weg. Wir sparen unsere Kräfte und gehen zu Fuss. Die Besen nehmen wir mit, wir werden unter Umständen zu einem ‘Kehraus’ gezwungen sein“, sagte die Älteste des Rates.
Keine der Frauen zeigte sich begeistert.
„Große Macht, geht mit großer Verantwortung einher. Unsere Kraft ist uns geschenkt worden, um sie zugunsten ALLER zu verwenden. Wir können es uns nicht aussuchen. Wir dürfen es uns nicht aussuchen. Das wisst ihr.“
Elf Frauen bildeten einen Kreis und fassten sich an den Händen.
„Mögen uns die Kräfte gewogen sein. Möge das Land uns zur Seite stehen. Möge die grosse Göttin wohlwollend auf uns schauen. Mögen wir das Richtige tun und beten wir darum, dass Adegar von seinem selbstsüchtigen Weg abweichen möge.“
Der Rat der weisen Frauen machte sich auf den Weg. Zu Fuss.
Der Morgen des zweiten Tages brach an, als sie ihr Ziel erreichten: Die Burg in der Mitte des großen Waldes. Hoch ragten die Mauern vor ihnen auf und auf dem großen Tor prangte das
Wappen: „3 graue Ratten auf rotem Grund“.
„Spürt ihr es? Der zweite Fluch ist in Kraft. Die Bäume haben zu ihm gesprochen“, sagte die Älteste und nickte einer anderen zu, die anordnete:
“Nehmt das Mehl und formt den Bannkreis.“
Die Älteste des Zirkels schritt, den Besen in der Hand, auf das große Tor zu und begehrte Einlass.
Eine kleine Seitentür öffnete sich und sie trat ein.
Die Frauen formten das Bannzeichen, stellten sich auf dessen kreisrunden Rand und warteten.
„Adegar!!!!“, rief die Älteste in der Mitte des Burghofes stehend. Keine der umstehenden Wachen traute sich, sie zu berühren,“Adegar, zeige Dich!! Dies ist deine letzte Möglichkeit zur Umkehr!“
Stille ergoss sich über den Burghof wie zäher Sirup.
„Was willst Du, alte Vettel?!“, mit zornesrotem Gesicht erschien Adegar auf dem Treppenaufgang,“ich kann dich ebenfalls in den Kerker werfen lassen! Genau wie eure Botin!“
Die Älteste lächelte grimmig:“Natürlich könntest Du das. Doch vorher höre mich an: Du hast deinen Ursprung vergessen und du behandelst deine Untertanen und deren Land schlecht.. Kehre um! Besinne dich auf die Werte deines Vaters! Schütze dein Volk! Plage es nicht!“
„Deine Mitverschwörerin im Kerker wird bald sterben! Aber DU wirst vor ihr gehen! Legt an und tötet sie!!!“, Adegar gab den Bogenschützen, die auf den Wehrgängen aufgetaucht waren, ein Zeichen.
Doch NICHTS geschah.
Die Schützen blickten auf die Frau in der Mitte des Burghofes, viele nickten ihr zu und legten daraufhin die Bögen nieder.
„Deine Gefolgschaft ist ebenfalls ein Teil deines geknechteten Volkes! Schau sie Dir an!! Jedes einzelne Gesicht! Es sind Ehemänner, Söhne und Enkel. Du stehst allein in deinem Kampf!“
„Was bildet ihr Euch ein?! ICH bin der Alleinherrscher dieses Landstriches! MEIN Wort ist Gesetz! ICH BIN das Land! ICH BIN der Wald! ICH BIN GOTTGLEICH!“
Ein leichtes Zucken durchfuhr das Augenlid der Frau, die traurig und leise:“Sinnlos und verloren!“ murmelte. Kurz senkte sich ihr Haupt.
Dann hob sie langsam den Kopf und ihre blauen Augen zeigten harte Entschlossenheit.
„Ich werde dich eigenhändig töten, aufrührerisches Hexenweib!“, sein langes Breitschwert in beiden Händen rannte Adegar auf die Älteste des Rates zu, die ihn durchdringend anblickte und rief:
„Schwestern! Es ist an der Zeit!!!“
Die Frauen vor den Toren der Burg fassten sich an den Händen und ihr Stimmen vereinten sich zu einem mächtigen Gesang.
Sekunden bevor Adegars Schwert sie zerteilen konnte, schwang die Älteste ihren Besen und begann zu fegen. Mächtige Besenstriche hallten laut an den Wänden der Burg wider und ein Staubtornado hüllte Adegar ein und warf ihn gegen die nächste Steinwand.
Graubraun vor Dreck, rappelte er sich auf.
Die Älteste stand bewegungslos in der Mitte des Burghofes.
„Schmutzig ist es hier. Schmutzig wie Deine Gesinnung.
Große Macht bringt große Verantwortung mit sich!
Das wurde dir beigebracht. Gehe in dich.
Wenig Zeit bleibt Dir. Entlasse meine Tochter aus deinem Verlies!“
„Die Botin ist also deine Tochter“, zischte Adegar und fuhr mit einem künstlichen Lächeln fort:“so dann, ich lasse sie holen.“
Auf seinen Fingerzeig bewegte sich einer der Männer zögernd und lief los.
Kurze Zeit später brachte er die Botin. Adegar packte sie grob beim Arm und schubste den Soldaten fort. Er zog einen kleinen Dolch aus seinem Wams und presste ihn in die Seite der Frau.
„Ich denke, ICH stelle hier die Forderungen, WEIB! Verlasse die Burg und entlasse mein Gefolge aus Deinem Bann und ich schenke ihr das Leben!“
„Es gibt keinen Bann, der über deinem Gefolge liegt. DAS sollte dich nachdenklich stimmen. Und ich werde die Burg verlassen“, sprach die Älteste mit fester Stimme, „so du denn meine Tochter gehen lässt!“
„WEIBSVOLK! Ihr glaubt jedem hohlen Wort!“, brüllte Adegar lachend und machte Anstalten, den Dolch in die Seite der Botin zu rammen. Doch diese murmelte ein paar Worte und drehte sich aus seinem Arm hinaus. Kurz darauf stand sie an der Seite ihrer Mutter.
„HEXENmacht!!! TÖTET SIE!!!“, sabbernd brüllte Adegar hinauf in die Wehrgänge.
„Es ist an der Zeit“, flüsterte die Älteste, ergriff die Hand ihrer Tochter und rief den umstehenden Wachen zu:“Verschwindet von diesem Ort so schnell ihr könnt, so Euch Euer Leben lieb ist!“
Dann wandten sich die beiden Frauen um und verliessen murmelnd die Burg und den vor Wut zitternden, sabbernden Adegar, der den Dolch in der Hand, hilflos nach seinem flüchtenden Gefolge rief.
Vor der Burg erreichten die beiden Frauen den Zirkel und fügten sich ein.
Menschen und Tiere flüchteten, stumm vor Entsetzen, aus der Burg.
Eine riesige Kolonne unzähliger, graubrauner Rattenkörper verliess die Burg ebenfalls beinahe lautlos.
Nur der allgegenwärtige Gesang der Frauen beherrschte die gespenstische Szenerie:
„Wir halten unser Wort,
und verfluchen diesen Ort,
das Joch der Tyrannei zerbreche
hier zwischen Eiche, Buche, Esche
das Land, es richtet über dich
und rächt sein Volk gar fürchterlich!“
Ein tiefes Brummen erschütterte die um den Schutzkreis liegende Erde. Ein Grollen, das aus der Tiefe zu kommen schien, liess die Steinquader der großen Burg erzittern.
Die Bäume rissen ihre Wurzeln aus dem Erdreich und entzogen dem riesigen Bauwerk weiteren Halt. Langsam aber stetig, wurde die Burg vom Erdreich verschlungen. Die Laute, ein Knacken, Knarzen, Zischen und Knirschen, hörten sich an wie das Stöhnen eines sterbenden Riesen. Und irgendwo dazwischen, hörte man die irren Schreie Adegars, der immer noch nicht verstand,
was um ihn herum geschah.
Und plötzlich hörte man auch das Heulen seiner vier Lieblingshunde, die vergessen und angekettet im Thronsaal lagen.
„Die Hunde!“ rief die Botin verzweifelt.
„Wir können sie nicht mehr retten. Es ist zu spät. Aber wir können ihre Stimmen erhalten“, erwiderte ihre Mutter.
Beide stimmten in den Gesang mit ein.
Die Frauen verstummten, als die letzte Zinne der Burg versunken war.
Die Bäume kehrten auf ihre Plätze zurück und verankerten ihre Wurzeln wieder im Boden.
Die Älteste begann schließlich:
„Das Land hat seine Strafe gewählt,
und das ist das Einzige, was zählt.
Nie soll man vergessen dieses Geschehen,
Und so sollen die Stimmen der Schlosshunde heulen,
wenn Menschen durch diesen Wald hier gehen.
Wann immer der Mond ist voll und rund
sollen sie laut heulen zur Mitternachtsstund,
von nun an bis in Ewigkeit.
Die Stelle, an der die Burg versunken,
soll als einzige auf Erden,
niemals wirklich trocken werden….“
Die Rat der weisen Frauen, zu späteren Zeiten auch „Hexenzirkel“ genannt, wiederholte die Prophezeiung der Ältesten genau zwölfmal.
Dann nahmen sie ihre Besen und fegten den Mehlkreis auseinander, wobei noch einmal ein wehleidiges Seufzen aus der Erde zu dringen schien.
Sie verabschiedeten sich ehrerbietig und flogen oder gingen von dannen.
Die Kunde von Ritter Adegars Tod verbreitete sich schnell und das Volk atmete auf.
Die Rattenburg blieb versunken.
Seit jener Zeit gibt es häufiger Geschichten von Wanderern, die bei Vollmond zu mitternächtlicher Stunde anklagendes, vermeintliches Wolfsgeheul in diesem Wald gehört haben wollen.
Es beginnt plötzlich und hört ebenso plötzlich wieder auf.
Ausserdem gibt es Stellen, die selbst im trockensten Sommer, weiterhin Wasser führen.
Sie werden hier „Wittspölen“ genannt“, der kleine und der große Wanderer standen vor einem
kleinen Tümpel mitten im Wald. Um sie herum gab es viele weitere davon.
Manche waren so verdeckt von Farn und Wasserpflanzen, daß man sie kaum als Wasserloch erkennen konnte.
„Aber wenn die Hunde weiterhin heulen, so ist diese Legende doch nicht in Vergessenheit geraten“, sagte der große Wanderer, während er sein Spiegelbild in dem grünen Tümpel betrachtete.
„Nein, sie ist nur teilweise vergessen. Und manchmal müssen die vergessenen Teile wieder ans Licht gebracht werden.“
„Leben die Nachkommen der weisen Frauen noch hier in der Gegend?“
„Oh ja, das tun sie. Und sie sind genauso mächtig wie ihre Ahnfrauen. Sie haben es nur vergessen“, lächelte der kleine Wanderer.
„Und wir sind hier, um sie zu erinnern, nicht wahr?“, lachte der große Wanderer und der kleine Wanderer nickte und lachte mit ihm.
„Wie nennen Sie diesen Wald eigentlich?“, fragte der Große.
„Rattenberg“, erwiderte der Kleine.
Schreibe einen Kommentar