Die grösste Angst, neben der Angst selbst zu sterben und der Angst, dass dem eigenen Kind etwas zustösst, ist die Angst, die eigenen Eltern zu verlieren.
Seit beinahe einem Monat bin ich nun Halbwaise.
Mein Papa ist nicht mehr.
Eine meiner grössten Ängste ist wahr geworden.
Oft frage ich mich:”Habe ich es wirklich realisiert?”
Nie wieder Seine Stimme hören, nie wieder lachen, nie wieder streiten.
Ich habe die Stimme meines Papas sehr, sehr geliebt.
(Zugegeben, ausser in den Momenten, in denen er seinen Brüllkollern frönte….)
Immer wieder treffe ich auf Menschen, die mich fragen:”Wie geht es Dir?”
Ich erwidere dann meist:”Es geht so…” oder “Es ist komisch.” oder “Ich weiss es nicht.”
Es ist so, als trage man eine unsichtbare Kuppel um sich herum, und
hin und wieder schlägt die Realität, das Verstehen, meteoritenartig,ein.
Die Meteoriten bestehen aus Momenten, Gedanken, Wortsplittern und Handlungen.
Selten kann man ihre Einschläge und Wirkungen vorhersehen.
Sie kommen aus heiterem Himmel.
Sie durchdringen die Schutz-Kuppel und schlagen Dir mitten ins Herz, ins Hirn…ach, was weiss ich, wohin – und in den Momenten des Einschlags verstehst Du:
Er ist fort. Für IMMER.
Und solchen Augenblicken folgt ein Tsunami der Traurigkeit.
Manche Wellen sind gross und alles verschlingend,
manche Wellen sind kleiner und weniger wuchtig.
Wie es mir also geht:
Ich weiss es nicht.
Ich lebe noch unter dieser Kuppel.
Die Meteoriten Einschläge kommen und gehen.
Ich kann lachen, ich kann tanzen, ich kann Witze reissen…-
ich kann weinen, ich kann schreien, ich kann Schluchzen.
ich vermisse und manchmal schmerzt die Traurigkeit sehr ….-
all das in einem völlig unrhythmischen Wechsel.
Ich lebe noch unter dieser Kuppel.
Aber ich lebe.
Ich denke, DAS ist es was zählt.
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(bisher unveröffentlichtes Gedicht zur Beerdigung)
FÜR PAPA 8.3.2015
Die Schatten kamen und stahlen Dein Licht;
sie strömten aus allen Ecken.
Deine Kräfte sie schwanden,
Du wehrtest Dich nicht,
Du konntest dich nicht mehr verstecken.
Eine dunkle Wolke aus Sorgen
vergiftete dein Seelenlicht,
Es gab nie ein Heute, nie Morgen
und auch „Selbst-Vergebung“ gabs nicht.
Du hattest ne große Klappe,
und ein noch viel größeres Herz
Deine Wut, sie war nur Attrappe,
sie kaschierte viel größeren Schmerz.
Ich wünschte, wir könnten noch reden,
doch möglich war das eher nie,
in Teilen waren wir uns zu ähnlich,
in seelischen Dingen „per Sie“.
Wir warn wie die Königskinder,
wir hatten einander so lieb,
doch konnten wir uns nie erreichen,
denn das Wasser war viel, viel zu tief.
Manchmal sind die Harten, die Weichen
und manchmal sind die Weichen ganz hart.
Ein Teil von mir ist gestorben und
liegt in nem Eichensarg.
Doch ich weiss: Das Leben geht weiter!
Und das ist das wahre Geschenk:
ICH trage ein Licht für Dich weiter,
indem ich immerzu an Dich denk.
Ich trage Dich in meinem Herzen,
dort warst Du schon immer zuhaus’.
`Vermissen` verursacht oft Schmerzen,
doch die; die halt ich schon aus.
Schon lang.
Wönni
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