Heute ist bei mir Retro-Tag.
Diese Geschichte stammt aus 2012.
Da ich mich während der Magenspiegelungs-Vorbesprechung einfach nicht entscheiden konnte, ob ich mich nun „abschiessen“ (narkotisieren) lasse, oder nicht, verschoben wir das Ganze einfach auf „kurz vorher“.Nun ja. Besagter Morgen kam, und ich wurde zusammen mit einem jungen Mann, der leicht hinkte, mit dem Aufzug in die Gastroskopie „Wartelounge“ gebracht.
Ich entschied mich, souverän zu wirken. (Was ganze 5 Minuten anhielt.) Dann wollten meine Füsse unbedingt auf dem Boden hin und herschubbern.
„Auch ne Magenspiegelung?“ frage ich ihn.
“Ja…“, seufzt er.
„Also, ich glaub, ich lass mich abschiessen“, sage ich und komme mir vor wie ein Loser.
„Ich nicht“, sagt er, „bin Freitag schon am Bein operiert worden und will noch ne Narkose vermeiden.“
„Mutig“, sage ich.
„Würd mich auch lieber abschiessen lassen“, sagt er.
Wir schauen beide betreten und leicht nervös in der Gegend herum.Auf einmal betritt ein Mann um die 50 den Wartebereich. Er setzt sich und macht sein Handy aus.
„Pffffffffffffffffff“, mache ich.
„Nervös?“, fragt der Mann.
„Jepp. Mein erstes Mal und ich weiss noch nicht, ob ich mich abschiessen lassen soll, oder nicht“, erwidere ich nervös.
„Die ersten beiden Male habe ich auch OHNE gemacht“, sagt er, „die waren furchtbar!“
Ich sehe, wie der junge Mann gegenüber kreidebleich wird.
„Danach habe ich mich immer abschiessen lassen. Ist viel besser. Man kriegt von dem ganzen Mist nix mit. Ausserdem muss ich alle 6 Monate hierhin. Für beides. Oben und unten“, sagt er und grinst „Den Schlauch bitte in der richtigen Reihenfolge benutzen! Sag ich immer. “, lacht er, „alter Gastroskopie-Witz“.
Ich muss grinsen.
Der junge Mann wird hereingerufen und wir rufen zweistimmig:“Alles Gute!“
(Mit der Erfahrung von heute wäre „Guten Rutsch!“ vielleicht besser gewesen.)
Gefühlte 3 Tage (in Echtzeit ca. 20 Minuten) später, holt die sehr nette Schwester mich endlich ab. Ich muss Schuhe und Tasche verstauen und liege nun auf dem Bett.
„Frau Schwanke, wollen Sie mit oder ohne?“
„Tja, also, äh, ich weiss nicht, auf der einen Seite wollte ich immer mal wissen, wie Propofol so wirkt, auf der anderen Seite habe ich keine Lust darauf den ganzen Tag inne Bohnen zu sein…..ach wissen Sie, ich mach MIT.“
Die Ärztin legt mir die Kanüle. (Ich HASSE diese Teile.)
„Ich bin nervös“, sage ich.
„Müssen Sie nicht. Wir machen das hier öfter“, sagt die Ärztin und hantiert mit einem Spraydings.
„Gucken Sie mal, das sprühen wir Ihnen jetzt in den Rachen, damit der taub wird“, sie macht einen Sprühstoss in die Luft; direkt in die Augen einer Schwester, die unbemerkt den Raum betreten hat.
„Oh je. Haben Sie das jetzt in die Augen bekommen? Das ist ja blöd. Kann sein, dass die Lider davon taub werden“, sagt die Ärztin.
„Ich werde in der nächsten Stunde an Sie denken“, sagt die Schwester. Innerlich brülle ich vor Lachen.
Man sprüht mir das Zeug in den Hals und eine Schwester sagt:“Hören Sie Frau Schwanke, wenn Sie DAS ab können, dann sind Sie die Letzte, die ne Betäubung braucht….“
Ich überlege tatsächlich, ob ich die Narkose abblasen soll.
Die Schwester legt mir ein Plastikdings unter den Kopf.
„Ist das gegen unkontrolliertes Sabbern?“, nuschele ich.
„Jepp“, sagt die Schwester und just in diesem Moment fällt mir die Entscheidung plötzlich leicht.
Ich halte der Ärztin meinen Arm hin:
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