Kennt ihr das CVJMKirchgengedönsLied: “Ins Wasser fällt ein Stein ganz heimlich still und leise, und ist er noch so klein, er zieht doch weite Kreiheiseeee..”?
Es ist in jedem Fall eine nette Metapher für das, was sich heute vor meinem montäglichen Arbeitsplatz ereignet hat.
Wie jeden Montag möchte ich den sehr schmalen Pflasterweg am Bad entlangfahren, um hinten auf den Angestelltenplätzen zu parken. Das hat man mir dort mal vorgeschlagen, weil meine Arbeitstasche gross ist und ca. 10 kg wiegt.
Und wie (fast) jeden Montag stehen ca. 30 Jugendliche vor der Eingangstür des Bades und auf dem schmalen Pflasterweg.
Dieser Weg ist breit genug für ein Auto, für MEHR NICHT.
Wie jeden Montag sehen die Teens mein Auto extrem spät und entfernen sich extrem langsam, mit extrem viel Grimassentätigkeit, extremer Gestik und möchtegernlässigen Kommentaren.
Dieses provozierende Verhalten bin ich mittlerweile gewöhnt.
Provokation ist eine Sache; Provokation bis fast zur Nötigung ist jedoch eine andere.
Die Kids gehen wie immer sehr langsam auf Seite.
Alle, bis auf einen pickelgesichtigen Möchtegernrambo, der provokativ kurz vor meinem Auto auf den Weg rotzt, in der Mitte des Weges stehenbleibt und mir provozierend andeutet, ich möge doch rechts an ihm vorbeifahren, wenn ich könne.
Ich koche vor Wut, aber ich warte ab. Nach einigen Sekunden stellt er sich zu den anderen an den Rand, bleibt aber mit den Füssen auf dem Weg und starrt mit “Na, was machst Du JETZT?!”-Blick zu mir ins Auto….-
Als die roten Punkte in mein Gesichtsfeld flimmern, weiss ich, dass es mit
meiner Beherrschung vorbei ist; dafür habe ich in den letzten Monaten und Jahren einfach zuviele dieser Provokationen wortlos über mich ergehen lassen (sind ja nur kids). Ich steige aus dem Auto und brülle los:
“PASS MAL AUF MEIN FREUND! NIMM DEINE FÜSSE DA WEG ODER SOLL ICH DIR DIE LATSCHEN PLATT FAHREN!!? WAS HAST DU EIGENTLICH FÜR EIN PROBLEM?!?!??!! HAST DU MICH VERSTANDEN?!?!”
Er nickt, dann lächelt er hinterhältig und tritt zur Seite.
“ MEINEEEEEEE FRESSSEEEE!!”, schreie ich die Wut von Monaten heraus und fahre an den anderen Kids vorbei, die grinsend oder mit offenen Mündern gaffen.
Als ich, bepackt mit zwei Taschen, zum Badeingang gehe, stehen die Schüler immer noch dort. Ich höre, wie sie mich im Schutz der Gruppe nachäffen: “meine Fresse!” und “boah ey, da kommt se!”
Ich sehe meinen speziellen Freund in einiger Entfernung stehen und sage, (weil ich das Gefühl habe, etwas sagen zu müssen):“Weiter so, mein Freund, dann biste reif!”
Wutentbrannt stürme ich zu den Bademeistern und rattere, vor Wut zitternd, die ganze Geschichte raus:“… Provokation pur; das geht nun seit Monaten so. Und der Typ ist meistens der Gleiche. Und jetzt war das Mass voll. Das ist ja schon wie Nötigung!”
“Zeig mir den doch mal”, sagt der Bademeister.
“Ach nee, lass….”, sag ich.
“Nein, zeig mir den bitte mal. Es ist ja nun nicht das erste Mal, dass die hier auffällig werden”.
Wir gehen in den Schülerpulk vor der Tür. Ich suche den Teenierambo.
Er steht in meiner Nähe. “Der da ist es”, sage ich und zeige auf Teenrambo.
Unser Bademeister stellt sich vor ihn und sagt:“So, Jung. Hiermit mache ich von meinem Hausrecht Gebrauch. Du erhältst einen Platzverweis und erstmal Hausverbot. Das alles werde ich deinem Lehrer mitteilen. Und jetzt verschwinde hier ganz schnell!”
Die Jugendlichen gaffen und grinsen verstört.
Wir gehen wieder ins Bad. “Danke”, sage ich.
“Kein Ding”, sagt der Bademeister.
Zwei der Saunajungs haben meinen Ausraster mitbekommen.
“Junge, junge Yvonne. Da biste ja richig bös geworden”, sagt einer lächelnd.
Ich seufze peinlich berührt und mache mich an die Arbeit.
Eine Stunde später treffe ich den Bademeister:“Wie isset? Haste dich abgeregt?” fragt er.
“Geht so”, sage ich.
“Ach ja”, sagt er, “die Polizei war übrigens hier.”
“Häh, wieso? Hast Du die gerufen?”, frage ich.
“Nee, der Junge. Er hat behauptet, ich hätte ihm körperliche Gewalt angedroht.”
“Ist n’ Witz, oder?!”
Er schüttelt mit dem Kopf.
“Und was hat die Polizeit gesagt?”
“Ich solle doch mal wieder runterkommen”, sagt er,“dabei hab ich mich erst aufgeregt, als die aufgetaucht sind. Und sie haben gesagt, dass die Mutter mit uns sprechen wolle. Habe klargestellt, dass wir eine Entschuldigung von IHM haben wollen und nicht von der Mutter. Wenn er das nicht hinkriegt, dann kann er fern bleiben.”
“Wahnsinn!”, ich bin fassungslos, ob der Entwicklung der ganzen Geschichte…….
Ins Wasser fällt ein Stein…..—verrückt. Dabei könnte doch alles so einfach sein.
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