ist die Kunst zu diskutieren.
Und zwar SO zu diskutieren, daß man Recht behält.
-Im Recht wie im Unrecht (!)-
Arthur Schopenhauer benennt 38 Kunstgriffe, um den Gegner in die
Ecke zu drängen und dialektisch zu schlagen.
In Kunstgriff 21 schreibt er:
“Denn es kommt ja nicht auf die Wahrheit, sondern den Sieg an.”
Was für ein Satz!
Wenn es also wirklich NUR um den Sieg geht, und nicht, ob man
dabei im Recht oder im Unrecht ist -……….
So frage ich mich: Sind bei einer solchen Prämisse
dann nicht Lug, Trug und Intrigen Tür und Tor geöffnet?
Das heißt doch: Beuge Gesetze und Wahrheiten, biege sie Dir zurecht!
Und solltest Du sie brechen müssen, um den Sieg zu erringen, dann tu es!
Oder?
Folglich ist also derjenige, der ehrlich bleiben und jegliche Lüge vermeiden will,
aller Wahrscheinlichkeit nach, demjenigen unterlegen,
der wirklich ALLE Möglichkeiten nutzt und seien sie noch so
unehrenhaft und niederträchtig, oder?
Wenn eine Lüge zu einem zufriedenstellenden Ergebnis führt,
ist sie dann gerechtfertigt?
Gibt es ehrenhafte Lügen, die man, zum Wohle aller, benutzen darf?
Gibt es Wahrheiten, die besser nicht ausgeprochen werden sollten?
Erklärt das den Zustand unserer Welt?
….Fragen über Fragen….
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Kurzgeschichte
Vor einigen Tagen kam meine kleine Tochter aus der Schule.
Sie habe sich zur Wahl der Klassensprecherin aufstellen lassen, erzählte sie.
„Aber mich hat keiner gewählt“, sagte sie enttäuscht.
„Warum?“
„Es waren 5 Mädchen, die gewählt werden konnten, und eine
hatte 12 Stimmen, eine bekam 4, eine 3, eine 2 und ich war die Einzige, die keine hatte.“
Mir brach förmlich das Herz, als ich sie dort so niedergeschlagen sitzen sah und ich konnte nur sagen:
“Weißt Du, es war überhaupt mutig, daß Du dich hast
aufstellen lassen.“
„Das wollte die M., die hat mich vorgeschlagen!“
„Aha.“
„Und dann haben die anderen gefragt, ob man sich auch selbst wählen könnte.
Und da hat die Lehrerin gesagt, daß man das kann, aber daß sie das keinem
empfehlen würde.“
„Und dann?“
„Dann habe ich meine Freundinnen gewählt.“
„Und die?“
„Drei von denen haben sich selbst gewählt“, sagt sie traurig.
Daraufhin nahm ich sie fest in den Arm.
Ich war stolz auf sie und das sagte ich ihr auch.
„Ich finde dich toll, und meine Stimme hast Du!“
Ich bin immer noch stolz auf sie.
Unehrlich sein kann schließlich jeder.
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