Ich habe diese Geschichte schon oft erzählt. Und jetzt schreibe ich sie einfach mal auf….-
Nach einem legendären Polterabend, der tatsächlich an einem Mittwoch stattfand, setzte ich mich frühmorgens auf meine Bettkante und überlegte, wie schnell wir das Chaos hinter unserem Haus würden beseitigen können, als ich plötzlich feststellen musste, dass
ETWAS nicht stimmte….
Das Sitzen-an-sich fühlte sich auf einmal NICHT mehr GUT an.
„Oh mann, war der String wohl zu eng oder zuviel getanzt…oder beides“, mutmasse ich in Gedanken, stehe auf und laufe herum.
AUUUUAAAAAA! Irgendetwas stimmt da „hinten unten“ bei mir ganz und gar nicht.
Ich rufe meine Mutter an:“ Mama!!!Da ist irgendwas hinten unten bei mir und das tut weh!“
„Stell dich doch mal rücklings vor den Spiegel und bück dich“, kommt es trocken aus dem Hörer.
„MAMAAAA! Das kann ich nicht! Das ist ja widerlich! Es fühlt sich an wie eine Erbse und es tut weeeeeehhhhhh!“
„Hört sich nach ner Hämorrhoide an“, sagt meine Mutter.
„Waaaas?! So was hatte ich noch nie!!! Mama, das passt gerade gar nicht!!Ich heirate morgen!!!!Ich muss gleich das Brautkleid in Remscheid abholen und Hanni wartet in einer Stunde vor dem C&A auf mich!! Und der Poltermüll muss auch weggeräumt werden!!“ schluchze ich in den Hörer:” Und ich bin NICHT hysterisch!!!“
Es half alles nichts…Doc Gnielinski sen. wird kontaktiert. Frau Wickesberg nimmt den Hörer ab.
„Ich hab da so ein Ding am Hintern und das tut weg und ich heirate doch morgen und ich muss gleich das Brautkleid und meine Tante aus Fuerte in Remscheid abholen und hier auf dem Hof sieht es nach dem Polterabend aus wie Sau…“, schreiheule ich in den Hörer.
„Meine Güte!! Kindchen, kommen Sie sofort vorbei! Sie kommen direkt dran!“
Minuten später richtet sich Doktor Gnielinski sen.nach kurzer Begutachtung auf, und sagt:
“Tja, Sie Arme, da kann ich hier nichts ausrichten. Sie müssen in die Notaufnahme.“
„Echt?! Ins Krankenhaus?!?! OOOOHHHH NEINNNNNN!“
Ich fege vom Stuhl, schliesse, während ich winkend und dankend aus der Praxis stürme, noch meinen Hosenschlitz und jage ins Krankenhaus.
Dort angekommen, treffe ich in der Notaufnahme auf zwei wartende Frauen mit gebrochenen Beinen und einen molligen, kleinen Jungen.
Ich schwitze, mein Schädel ist rot und ich stehe kurz vor einem hysterischen Anfall.
„Mein Gott, was hat sie denn?“, fragt eine der Frauen mit Blick auf mich; und da platze ich auch schon mit meiner ganzen Geschichte heraus.
5 Minuten später öffnet sich die Tür zum Behandlungszimmer und die Schwester schaut heraus:
„Wer ist der Nächste?“ fragt sie in die Runde.
Drei Finger zeigen auf mich und drei Stimmen sagen gleichzeitig:“SIE!“
(DAAAANKE NOCHMAL, DAFÜR!!!)
Ich betrete hinter der Schwester den Raum und dort steht Frau Doktor Dohmke (seinerzeit bekannt für absolute Freundlichkeit und Umgänglichkeit….), die brummt:“Setzen Sie sich!“
„Das geht grad schlecht!“, rufe ich mit Pipi in den Augen und erzähle heulend die ganze Geschichte.
Die nette Schwester tätschelt mir die Hand und Frau Doktor sagt mit mitfühlendem Blick:“Dann kommen Sie mal eben mit. Wir schneiden es auf!“
Ich habe nicht einmal die Zeit, Angst zu bekommen.
Ich werde in einen weissgekachelten Schlachtraum geführt und liege mit in der Luft schwebendem, nacktem Hintern auf dem Rücken (schon zum ZWEITEN Mal innerhalb von einer Stunde. Persönlicher Rekord.), während Frau Doktor brummt: „Ach, ist ja nur kirschkerngross, also ich habe schon Dinger gesehen, die waren so gross wie Walnüsse…“
„Ach, wissen Sie, bei dem Vergleich verliere ich gern“, sage ich verzweifelt und Frau Doktor lacht, während die nette Schwester mir die Hand tätschelt und mich nach dem Polterabend fragt.
Ich weiss nicht mehr genau, was wir alles erzählt haben, um mich von der Betäubung meiner Rosette (SCHAAAAMMMERRRRRRZZZ) abzulenken, aber tatsächlich wurde viel gelacht.
„Oh Gott, ich werde die einzige Braut sein, die einen Hämorrhoiden Ring unter dem Brautstrauss tragen muss, damit ich mich in der Kirche setzen kann…:“, sage ich nachdenklich,“..und den teuren String kann ich wohl auch vergessen…, 25€ fürn Arsch,…im wahrsten Sinne des Wortes….-
Ich war auch die ganze letzte Zeit niemals aufgeregt, hatte mich schon gewundert. Dann geht mir das ganze Hochzeitstheater wohl doch nicht am Arsch vorbei….“ denke ich laut weiter und die Schwester lacht und sagt:„Sie nehmens echt mit Humor.“
„Anders geht es nicht, sonst drehe ich durch….“, sage ich.
„Also“, spricht Frau Doktor,“Sie fahren jetzt SOFORT nachhause, legen sich auf die Couch und bewegen sich in den nächsten 3-5 Stunden erst einmal nicht mehr. Sonst kann es sein, dass das Ding wieder vollläuft. Sollte dieser Fall bis Morgen eintreten, so kommen Sie um 9:15 Uhr hier ins Krankenhaus. Da ist dann eine Besprechung beendet und dann sagen Sie, dass SIE SIE sind und dann kommen Sie sofort dran!“
Mit einem leichten Anflug von Panik sage ich:“Äh, also, ich heirate morgen um 11 Uhr standesamtlich und nachmittags um 17 Uhr kirchlich.“
„Sehen Sie! Da hätten wir dann ja Zeit ohne Ende“, sagt Frau Doktor beruhigend.
Ich schlucke.
Zuhause angekommen, liege ich auf der Couch während alle anderen die zahlreichen Überbleibsel des Polterabends entsorgen.
Und weil ich gefrustet bin und weil ich traurig bin und weil ich ein vergittertes Wattemonster, das mehr einer Windel als einer Binde ähnelt, tragen muss, und und und…..muss das Fuertetantchen Hanni mir beim Auspacken sämtlicher Hochzeitsgeschenke behilflich sein.
„Jetzt bring mir das grosse Blaue, bitte. Nein, nicht das, das Andere“, navigiere ich halb sitzend, halb liegend von der Couch aus.
Am Abend kommen die Buchholzer zur Bekränzung.
Mittlerweile darf ich mich sogar wieder bewegen.
Kranz und Babyklamotten werden aufgehangen, alle singen und wir kommen heraus um die „Kurzen“ zu verteilen.
Bis zu jenem Zeitpunkt bin ich davon überzeugt, dass NIEMAND, absolut NIEMAND von meiner morgendlichen Tortur wissen kann; bis:
„Du hör mal“, sagt eine verschwörerische Flüsterstimme, „ich hatte das nach meiner ersten Geburt, da musste dich in eine Schüssel mit Kamillosan setzen…“
Eine andere Stimme sagt leise:„Also, ich habe da ne echt tolle Supercreme gegen. Da merkste NIX mehr!“….
Oder:“Ich hatte das nach der Geburt von…….”
Und: „Du Arme! Ich hab schon alles gehört. Also, ich hätte da folgenden Tipp…“
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Wie der darauf folgende Hochzeitstag verlief (an dem ich übrigens die Ruhe selbst war, weil mich NICHTS mehr erschüttern konnte), erzähle ich ein anderes Mal.
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4 Jahre später,
30.06.2008: Ich sitze in der Notaufnahme wg. eines vermeintlich gebrochenen Zehs und sage zu einer netten Schwester:“Wissen Sie, vor 4 Jahren war ich fast auf den Tag genau schon mal hier. Wegen meiner Hochzeitshämorrhoide…“
„Oh mein Gott, die Braut mit der Hämorrhoide! Daran erinnere ich mich noch gut!! Das waren SIE?!“
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