Als ich 11 war, begann ich Steine zu sammeln.
Den lieben langen Tag konnte man mich, den Blick fest auf den Boden gerichtet, durchs Dorf laufen sehen.
Eines Tages wurde hinter unserer Dorfgaststätte ein riesiger Steinhaufen
abgeladen. Dieser Miniberg wurde für einige Zeit zu meinem zweiten Zuhause.
Wann immer ich konnte, kletterte ich auf ihm herum und frönte meinem Hobby.
Ich verspürte dabei eine himmlische Ruhe und mein damaliger Wunsch Archäologin zu werden, festigte sich quasi mit jeder Entdeckung.
Und dann kam DER TAG!!
Ein herrlicher Tag, an dem der Himmel blau war und die Luft nach Sommer roch.
Und, -echt jetzt- irgendwie auch nach Abenteuer- und der kleine Steinberg und ich waren mittendrin.
Und dann sah ich IHN, den grauen Stein, mit ein bisschen rosairgendwas
und in dem rosairgendwas glitzerte es golden.
Vom Donner gerührt, zog ich den Stein aus meinem Berg und betrachtete ihn.
Mein Kinderherz sprang mir fast aus der Brust, als mir klar wurde:
„GOOOOLD! Es ist GOLD!! Ich habe GOLD gefunden!“
Und schon setzte mein vielgepriesenes Kopfkino ein:
Ich würde ferne Länder bereisen, dort an Ausgrabungen teilnehmen und Urlaub machen.
Papa würde endlich sein riesiges, weisses Segelschiff mit Holzdeck bekommen, oder vielleicht doch das Luxusmotorboot, das er sich immer gewünscht hatte….und dann würden meine Familie und ich auf den Weltmeeren umherschippern und uns sogar eine eigene Schiffsflagge zulegen.
Und unser Heimathafen würde Corralejo auf Fuerteventura sein, damit meine Tante auch mit uns in See stechen konnte.
Mit imaginärer Seeluft in der Nase, rannte ich, wie von der Tarantel gestochen, nachhause und hielt meinen Jahrhundertfund freudestrahlend meinem Papa unter die Nase:
“Guck mal! Ich hab Gold gefunden, Papa! Jetzt sind wir reich und können uns ein Boot kaufen und um die Welt fahren!!“
Papa schaute sich den Stein an, nahm den Telefonhörer und rief einen Bekannten an, der sich mit Steinen auskannte. Nach einer Weile, in der mir das Herz immer noch bis zum Hals schlug, legte er auf und sagte lachend:“Mein Schatz, das ist kein Gold. Das ist
Katzengold und sieht nur schön aus, ist aber leider nicht viel wert.“
Er tätschelte mir den Kopf und ging wieder an die Arbeit.
Ich kehrte enttäuscht zu meinem Steinhaufen zurück.
Was mich aufrecht hielt:
Ich war 20 Minuten lang Millionärin gewesen!
1999 durfte ich eine Freundin, die ein Volontariat bei der Bildzeitung machte, zum „GZSZ Supercup“ nach Köln begleiten.
Bis auf den wunderbaren Bild-Fotografen, Hella von Sinnen und Markus Maria Profitlich (mit dem ich gleichzeitig durch eine Tür laufen wollte) und dem netten Herren von RTL mit dem ich zusammen Zigarre rauchte, traf ich nur auf “Pappkameraden des Showbusiness”.
Der Blick hinter die Kulissen desillusionierte mich völlig.
So war es auch 2005 in New York.
Ich stand auf der Aussichtsplattform des Empire State Building.
Neben mir brüllte jemand in sein Handy: „Ei, mer schtehe grad uffm Embaier Stäät Bilding. Des is nett zu glaube, oder?!“
Ich dagegen konnte die ganze Zeit nur denken:“Also…eigentlich hätte ich es mir höher vorgestellt.“
Zuhause angekommen, fragte mich mein damaliger Chef:“Na?Wie fanden Sie New York?“
Wahrheitsgemäss antwortete ich:“Es war total schön! Aber, es war alles irgendwie äh…kleiner als ich es mir vorgestellt hatte.“
Er lachte fassungslos und belustigt zugleich:
“New York. Irgendwie klein. Das habe ich ja noch nie gehört.“
Gedankengang 1 :
Es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Gedankengang 2 :
Bestimmte Erwartungen und Vorstellungen von Menschen, Orten und Situationen nach Möglichkeit minimieren.
Das ermöglicht geistige Freiheit und Offenheit und reduziert Enttäuschungen ……..
Ich arbeite daran.
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