(2. Auflage, 1. Auflage 2013)
Es gibt ein sich stetig wiederholendes Ereignis in meinem Leben, das ich ABSOLUT NICHT brauche (und damit meine ich ausnahmsweise mal nicht meine Tage); …… und zwar: Mit dem Auto in meine Lieblings- Waschanlage zu fahren.
Und zwar die Waschanlage unten an der Autobahnauffahrt Richtung Köln.
Gute Waschanlage. Schöne Waschanlage.
Aber alle Tage wieder, wenn ich meinen kleinen Froschporsche für Arme und mich dorthin quäle, bin ich total aufgeregt, so, als müssten wir zum ersten Mal dadurch.
Und da sind sie auch schon: professionelle Autoputzmänner!! Jedesmal fühle ich mich wie ein Insekt vor einem herablächelnden Elefanten, wenn
einer der Männer meine Autotür öffnet, fröhlich “Guten Tag” wünscht
und ich schüchtern sage “Äh, das Monatsangebot bitte” und innerlich denke:“Ohgott, hoffentlich verstehe ich die Anweisungen von aussen wenigstens DIESES MAL sofort!!”
“Bonuskarte”, fragt der nette Mann und ich sage:“Äh, hat mein Mann irgendwo hingeta..” “Ja,ja es sind IMMER die MÄNNER”, sagt er und
dreht sich weg, um mein Wechselgeld und diese komischen Scheibentücher zu holen (JEDES MAL muss ich mir von neuem durchlesen, WAS GENAU ich DAMIT machen soll. Das mit den Autotüchern ist so ähnlich wie bei meinem Friseur, da gibt man mir jahrelang immer ein Papiertüchlein nach dem Haare waschen und ich war mir NIE sicher, wozu man das benutzt, ich habe dann meist doch gar keinen Schnupfen. Irgendwann mal habe ich mich getraut nachzufragen. Es ist, um die Ohren vom Wasser zu säubern. Aaaaah. Nuja. Muss man ja auch mal drüber geredet haben…..)
Als er wiederkommt sagt er:“Au-ssän-pie-gel mech-anisch oder ma-nuell ein-klapp-bar?”, er fragt es langsam und betont, so als spräche er mit
jemandem in einer fremden Sprache. Ich folge seinen Gesten mit den Augen und frage mehr als ich sage:“Ma-nu-ell?”
“Ich kümmer mich drum”, sagt er. Als die Tür ins Schloss fällt atme ich tief ein. O.k.alles rennt um mein Auto und wischt und sprüht und ich frage mich, wie jedes Mal, ob ich die Scheibenwischer benutzen sollte, damit
ich sehen kann, was ich als nächstes machen muss.
Ich bin auf der Hut, und versuche kein auch noch so kleines “dreh die Reifen nach aussen, fahr nach vorne” Signal der Männer zu übersehen.
Schwierig, wenn Du vor lauter Schaum NIX siehst.
Ein anderer Mann öffnet meine Tür und sagt:“Muss die Antenne dran bleiben?”
“Ich hab sie doch umgeklappt”, sage ich,“ das hat bisher immer funktioniert.”
“Gut, wenn SIE meinen. Aber auf EIGENE Gefahr”, sagt er, “die Spiegel elektrisch oder manu-ell?”, fragt er.
“Ich nehm den Manuel; ist das einer Ihrer Kollegen?”, sage ich grinsend.
“O.k. ich kümmer mich drum”, sagt er routiniert und klappt die Spiegel ein.
“Tja, einen Versuch wars wert”, denke ich.
Ich werde auf das Autoförderband dirigiert. Schwitz, die Spur finden…ah, da isse ja!! Puhhh, gott sei Dank!!!
O.k., Motor aus, Finger vom Lenkrad, Fuss von der Bremse, durchatmen. Herz klopft laut.
Und dann gehts los:
Erst durch das Wirbelsturmbürstenbad des Grauens, und danach durch die schleimigen Tentakeln des Todes, während Rihanna singt “..make me feel, like I’m the only girl in the world”.
Ein plötzliches dumpfes Geräusch lässt mich zusammenzucken.
Der Trockenblasebalg hat einen angeklappten Spiegel aufklappen lassen.
RUHICH BLEIBEN, YVONNE! ALLES IST GUT UND DU HAST JA SOGAR RADIOEMPFANG!!
Während die Tentakeln des Todes auf meiner Windschutzscheibe verenden, bekomme ich grünes Licht zum Herausfahren.
Wow, überlebt!
(Mit 5 habe ich mich in der Waschanlage immer so gefühlt, habe mittlerweile die Theorie, dass ich mich dahingehend rein emotional NICHT weiterentwickelt habe…)
So, jetzt weiter zum Auto aussaugen…hoffentlich saugt das Teil nicht wieder meine Haare ein!
Schlussgedicht:
Ende vom Lied
Auto sauber, Haare noch dran,
aber ICH brauch dringend Baldrian….
Geschichte: AUTO putzen…von innen…. folgt bald!
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